Jürgen Passig übernahm Ende des Jahres 1962 Bernd Kählers Amt

Jürgen Passig
Jürgen Passig

Quelle Bernd Kuhfahl  

Jürgen Passig übernahm Ende des Jahres 1962 Bernd Kählers Amt und wurde Stammesführer. Er versuchte es mit Dieter Tom und Wolfgang Martens als Sippenführern. Diese Unterstützung mißlang.

Jürgen übernahm die bisherige Meute als Sippe "Weisser Hirsch" Ich, Bernd Kuhfahl, baute darauf eine neue Meute auf. 10 Jungen gehörten damals zur Meute Elch.

Ostern 1963

Wir fuhren mit der Sippe zum Brahmsee. Die Sonne schien, weiße Haufenwolken zogen am Himmel, und ein strammer Wind blies ägerlicherweise immer von vorne.
 
Nach meiner Meinung nahmen folgende Personen am Lager teil:

Jürgen Passig, Reiner Reese, Ingo Deising, Rudi Wieck, Richard und Ingo Lähn, Karl Heinz Schievelbein, Bernd Reichert, Hans Jürgen Schöning und ich, Bernd Kuhfahl.
 
Am Brahmsee angekommen, schlugen wir oberhalb des Sees unsere privaten Hauszelte auf. Die Lagerwiese gehörte Jürgens Onkel. Eine Kohte, die wir schon bestellt hatten, war leider vor unserer Abfahrt nicht mehr eingetroffen.

Zelte
Unsere Zelte

Wir räumten unsere Sachen ein und spannten die Zelte. Der Wind war recht stark und ließ den Wimpel knallen. Ich entdeckte in einer Mulde, die sich durch die Wiese entlangzog, abseits von den Zelten einen Haufen alter Bretter. Sofort ging ich daran und baute das gewisse Örtchen. Zufällig lag ein Balken schon bereit.
 
Dann baute ich am Sandwall vor den Zelten Sitzflächen, eine Feuerstelle, eine Treppe, einen Platz für den Wimpel und etwas abseits eine Abfallgrube.
 
Die erste Nacht wurde sehr kalt. Niemand hatte eine Taschenlampe oder ein Talglicht mit. Im Dunkeln drehte ich mich auf gut Glück in meine Decken.
Es dauerte sehr lange bis ich endlich einschlief. Bald aber drehte ich mich wieder mit kalten Füßen in meinen Decken hin und her. Es war wie im Eisschrank. Ich kroch hinaus. Es war neblig und der Tau war auf dem Gras gefroren. Ein Zeichen das es am nächsten Tag gutes Wetter geben würde.
 
Ich ging zur Feuerstelle und wühlte mit den Händen in der Asche. Sie war noch warm und ich fand sogar ein wenig Glut. Ich holte mir vom Buschhaufen kleine Stöckchen und begann sie zu entfachen. Die Stöckchen waren beeist. Es ist mir heute noch ein Rätsel aber ich schaffte es, dass sie anfingen zu brennen. Schnell legte ich mehr Holz auf und bald wärmte ich mich an großen Flammen.

Es dauerte nicht lange, da stand die ganze Sippe am Feuer und wärmte sich. Die Zeit verging und wir warteten auf den Sonnenaufgang. Der Nebel hing aber in der Luft und wollte nicht weichen. Da fragte ich wie spät es denn sei. Die Antwort wollte ich erst nicht glauben. Es war gerade erst 1 Uhr in der Nacht. Ich legte mich dann wieder ins Zelt. Andere legten sich ans Feuer. Ich kam mir vor wie im Eis und holte mir daher einen warmen Stein vom Feuer. Auch dieser lag bald kalt an meinen Füßen. Die Nacht verstrich nur langsam. Dann endlich nach langem Warten hörte ich die ersten Vögel singen und der Nebel entschwand. Wir standen aber noch eine ganze Zeit zitternd herum, bis uns endlich der erste Sonnenstrahl erwärmte.

Recht früh gingen wir dann an den See, um uns zu waschen. Der Vormittag war bald verstrichen und endlich war dann auch das Mittagessen fertig geworden. Es gab Nudeln in Fett mit Speckwürfel.
 
Am Nachmittag fanden wir im Straßengraben einen alten Kinderwagen. Wir jubelten und spannten ihn mit einem Tau an Reiners Moped. Dieser gab dann Gas. Heinzi setzte sich als Rennfahrer in die Karre und jagte von unserem Freudengeheul begleitet über die feste Wiese. Es ging auf und ab und er flog oft mit haarsträubenden Hechtern aus der Karre hinaus. Ihn erschütterte es aber nicht und er lief schnell in großen Schritten hinterher und sprang wieder in seine Rennkiste hinein.

Wir liefen jolend hinterher und fotografierten wie besessene Reporter.
Wir liefen jolend hinterher und fotografierten wie besessene Reporter.

Der Nachmittag ging herum. Es wurde Abend. Wir schoben mit unserer Rennkiste zum Ort Langwedel. Die Karre schaffte es jedoch nicht so weit. Sie war aufgebraucht und blieb im Straßengraben liegen.
In Langewedel war nichts los. Wir marschierten daher zum Lagerplatz zurück. Uns erwartete dort ein schönes Lagerfeuer, an dem wir uns erfreut aufwärmten.
Dann legten wir uns zur Nacht wieder schlafen. Diesmal funkelten am Firmament die Sterne. Wir wickelten uns im Schein eines Talglichts sorgfältig ein und schliefen diesmal durch bis zum Morgen.
 
Am nächsten Tag spielten wir am Vormittag ein wenig. Es gelang uns Jürgen zu fesseln.

Es gelang uns Jürgen zu fesseln.
Es gelang uns Jürgen zu fesseln.

Dann kochten wir uns wieder das Mittagessen.
Wir waren hungrig, denn wir waren auch schon durch die hügelige Landschaft gewandert. Ein  Mann hatte uns da gefragt ob wir nicht an seiner Villa einige Dornen für etwas Geld beseitigen wollen. Wir waren da natürlich nicht faul gewesen und hatten wie die Wilden auf die Dornen eingedroschen. Der Ertrag waren 20 DM für die wir dummerweise Brause und Eis kauften.

Am Nachmittag marschierten wir wieder durch die Gegend. Mir fiel auf, das es hier viele lange Täler gab und das viel Kies abgebaut wurde. Diese Landschaft musste wohl von der Eiszeit stammen. Der Tag war schön und am Abend ging die Sonne blutrot unter.
Wir errichteten dann einen großen Holzhaufen. Das Lagerfeuer wurde angezündet und Tschai, ein Getränk aus Tee, Rotwein und Backobst, wurde gekocht. Es war inzwischen dunkel geworden, unsere Feier begann.
Einige legten am Feuer ihr Pfadfinderversprechen ab. Darunter war Heinzi Schievelbein.
Danach tranken wir Tschai. Es machte sich in mir bemerkbar. Ich wurde lustig. Inzwischen war es draußen feucht geworden. Es nieselte. Ich schwitzte und grub eine Regenrinne. Am nächsten Tag nieselte es nicht mehr sondern es regnete richtig.
Wir brachen die Zelte ab. Das Lager war damit zu Ende. Wir reinigten noch den Lagerplatz und schwangen uns auf unsere Drahtesel. Kilometer lagen noch viele vor uns, und wir hofften daß das Wetter sich bald bessern würde.

Wir nahmen Abschied vom Brahmsee einem reichen Kiesgebiet, das sogar über Nacht mit vielen Baggern abgebaut wird. Wir hörten dies sogar im Traum, denn die Bagger verursachten ein schauerliches Gerumpel und Gequitsche.
 
Mit lustigem Geplauder strampelten wir dann durch den Regen. In meiner dicken Juja fühlte ich mich recht wohl. Manchmal sangen wir ein Lied. Dann machte uns wieder der Wind zu schaffen. Die Füße wurden kalt. Die Socken wurden naß. Der Regen lief mir aus den Haaren in den Hals. Meine Hände froren. Mein Körper jedoch schwitzte.
Die Unterhaltung war inzwischen verstummt. Jeder strampelte schweigend Kilometer für Kilometer und fluchte über das schlechte Wetter. Endlich hatten wir Christinental erreicht.
Da bekam Hans Jürgen Schöning einen Plattfuß. Er hatte auch am Lager teilgenommen. Jürgen Passing erlaubte uns weiter nach Haus zu fahren. Er blieb natürlich bei Schöning und half das Rad zu flicken.
Müde und erschöpft kam ich dann zu Haus an. Meine Juja war durchgeweicht und an meinem Hals fand ich die blaue Farbe meiner Juja. Trotz der schlechten Heimfahrt hatte mir die Fahrt Spaß gebracht

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