Bericht: Das Robinsonlager in Preetz

Nachdem wir schon viele Heimabende vorher fleißig gebastelt hatten,

fahren wir am Freitag, den 16. Mai 1964 zu Pfingsten nach Preetz an den

Lanker See. 

Die Gläserkoppel, die nach Robinsonart Leppokresälg genannt wurde, sollte

der Lagerplatz sein.

Bevor es aber erst so weit war, gab es noch viel Aufregung.

Zuerst wollten wir mit dem Zug fahren.

Es waren jedoch einige Eltern wegen des hohen Preises dagegen.

             ( Foto Fahrkarte ) Die Haushaltsmittel waren damals knapp bemessen.

Gronebergs wollten uns dann hinfahren. 

 

Im Rundschreiben die ich von der Landesmark bekam, stand, dass auch Meuten

ohne Zelt im Lager unterkommen würden.

Wiederum wollte es die Mutti genau wissen.

Ich schrieb auf die letzte Minute an Kingkong, wo ich mich wegen eines

Zeltes erkundigte. Die Antwort hierzu kam erst 1 Tag vor der Hinfahrt.

Ein Gang, weshalb ich so spät schreibe, blieb nicht aus.

 

Die Nachricht hätte Herr Grobeberg aber früher haben müssen.

Er ist Lotse und hatte die Schicht nicht gewechselt. Nun konnte er jeden Augenblick abgerufen werden und würde nicht früh genug wieder zurück sein,

um uns ins Lager zu fahren.

Ich war fertig und wollte alle Pläne über Bord werfen.

Frau Groneberg fragte dann einmal per Telefon bei Schneider und bei Beeth 

an, ob die unsere Hinfahrt nicht übernehmen wollten.

Abends um 10:00 Uhr kam Bäbbel zu mir und brachte die Zusage.

"Welch ein Glück, gerettet", dachte ich.

Augenblicke später kam Gronezwerg und sagte, sein Vater fährt doch.

"Na also", denke ich. Es passen aber jetzt nicht alle in ein Auto.

Heinzi war gerade zu Krischan gefahren, um Bescheid zu sagen, dass alle

im Auto fahren.

Ich schwinge mich aufs Rad um Bescheid zu geben, dass sie beide doch mit

dem Zug anreisen müssen. 

Nun war dann endlich alles in Butter.

 

Anreisetag:  Samstag, der 17.5.1964

Freitag, der 16.5.1964

Am nächsten Morgen schleppte ich fleißig bei strahlendem Sonnenschein die Rucksäcke vom Heim zu Groneberg. Alles wurde im Auto verstaut und bald

brausten wir los.

Am Lanker See angekommen fanden wir jedoch dann nicht den Lagerplatz.

Wir schaukelten schlangenartige Straßen entlang.

Mir wurde recht unwohl (der Magen).

Erst nachdem wir nach Preetz fuhren und dort eine Meute trafen, konnten

wir von der den richtigen Weg erfahren.

Wir fuhren einen Feldweg entlang, der vor einer Koppel endete.

Hier entluden wir den Wagen und schleppten die Rucksäcke über eine

Anhöhe zum Lagerplatz am See.

An der anderen Seite konnten wir die Kohtenstadt der Pfadfinder sehen.

Rauch stieg aus den Zelten.

 

Im Wölflingslager wollte es aber noch nicht richtig klappen.

Die Landesmarkzelte waren noch nicht da.

So saßen wir auf unseren Sachen und aßen erst einmal Mittag.

Zwei Wölfe brachten unsere Meutenarbeit ( eine Stoffkollage ) zu Vroni

um sie bewerten zu lassen.

Dann warteten wir auf Heinzi und Krischan, die ja mit der Bahn kamen.

Nach einiger Zeit waren sie dann auch da. Ein Stein fiel mir vom Herzen.

 

Inzwischen waren auch die Zelte angekommen.

Wir mußten sie vom Ende der Landstraße abholen. Es waren ordendlich

schwere Balken. Ich nahm mir eins auf den Rücken und schwankte von

der Höhe hinunter zur Lagerwiese. Dies machte mir Spaß.

Ich holte daher noch zwei weitere Ballen.

Dann gings ans aufbauen.

Wir lernten hierbei das Elmshorner Rudel kennen.

Gemeinsam bauten wir uns ein Zelt auf. Es war ein übermannsgroßes

Soldatenzelt. Mit Leichtigkeit können darin 20 Jungen schlafen.

Wir waren gerade die Hälfte und haben daher viel Platz. 

 

Samstag, der 17.5.1964

 

Dann wird das Lager gegen 14  Uhr beim "Schiffswrack" eröffnet.

Hiernach gehen wir daran, unsere Strohsäcke zu füllen.

Andere holen von einem Bauernhof am Ende des Landwegs einen Topf voll Kaffee.

Dann beginnt der Singewettstreit am Ziegenhang. Eine Gruppe nach der 

anderen trägt ihre Lieder vor. Zuletzt wagten wir wenige uns auch aufs

"Podium". Dies wurde extra gut bewertet.

 

Hiernach essen wir erst einmal Abendbrot.

Kurz darauf sammeln wir uns wieder am Wrack.

Es werden immer 4-5 Meuten zu einem Robinsonkreis weggeschickt.

Wir trotten auch mit. Es geht zum naheliegenden Wald.

Hier singen wir und führen Wettspiele durch die viel Spannung erregen.

 

Als es im Wald schon fast dunkel ist, marschiert eine Gruppe auch 

gerade zurück. Ich muß lachen. Ein Heinzelmann kleckert hinter 

dem anderen her. Stolz wehen die Fahnen und Totem. Es sieht doch 

recht prächtig aus. Der Mond steht dahinter. Wir sehen sie nur 

als Schatten.

 

Im Westen geht gerade blutrot die Sonne unter. Ich zeige den 

Wölfen dieses wunderbare Schauspiel. Dann gehts in die Schlafsäcke.

Ich halte die Taschenlampe bis alle ordendlich zugedeckt auf ihren

Lagern liegen, dann übernimmt Heinzi, mein Meutenhelfer, die Wache.

Krause und Loli, die Meutenführer aus Elmshorn, und ich gehen zur Meutenführerrunde im Austellungszelt.

Hier wird die Arbeit am morgigen Tag besprochen und geklönt.

Einige Zeit später gehen auch wir Meutenführer ins Bett.

 

Sonntag, den 18.5.1964

 

Am nächsten Tag, den Pfingstsonntag 1964 heißt es früh aufstehen. 

Es ist 7:00 Uhr. Das Frühstück können wir gerade noch hinunter-

schlingen. Dann heißt es auch schon "versammeln".

Wir treffen uns beim Wrack und marschieren von dort aus zum

zum Gottesdienst im Pfadfinderlager.

 

Nach einem langen Fußmarsch erreichen wir das Gelände. Der Gottesdienst

Hat schon angefangen. Ich muß staunen. Es stehen ganz viele Kohten auf

der Wiese.

Es dauert jedoch gar nicht lange, da ist der Gottesdienst auch

schon zu Ende. Allen war er zu früh, denn wir können schon wieder zurückmarschieren. Dabei finden wir zwei Weinbergschnecken.

Wir legen sie zu unseren Schildkröten in die Kiste.

 

Kaum im Lager angekommen, da müssen wir auch schon die Robinson-

kleidung anziehen. Es soll die Insel erforscht werden. Da die 

Elmshorner von nichts wußten, hatten sie keine Verkleidung.

Ich teilte daher meine Kleidung auf und blieb in Wolfstracht.

Am Wrack schießen wir den Vogel ab.

Aus unseren Wildschweinkopffellen hatte ich Beinschoner gemacht.

Diese wurden sehr bestaunt. 

Es wurde ein Lied gesungen und dann ziehen die einzelnen Gruppen 

los.

Ich bleibe im Lager und lasse Heinzi die Meute bei der Insel-

forschung leiten.

Währenddessen hole ich mit Loli, Krause und einer Meutenführerin

Trinkmilch in Tüten von Bauern fürs Lager zum Verkauf.

Die Tüten, manchmal auch Flaschen, gehen weg wie warme Semmeln.

Ein Beweiß, daß Milch genau so wie Brause den Durst löscht, wenn

kein Sprudel da ist.

Ungefähr um 13:00 Uhr haben wir uns gesammelt und gehen zum Bauern

um Mittag zu essen. 

 

Leute vom Roten Kreuz kochen dort das Essen für uns in einer Gulaschkanone. 

Es gibt eine Reissuppe die uns auch ganz gut schmeckt.

 

Dann geht die Inselforschung weiter.

Ich sitze am Wrack, wo die Wölfe ihre Kunst beim Ziegenbraten und

Jagen beweisen sollen. Die Ziegen sind in diesem Fall Würstchen.

Sie werden zuerst versteckt, und müssen dann von den Wölfen im

Gebüsch gesucht werden.

Danach müssen sie ein Feuer entzünden und sie braten.

Hierbei lerne ich Pancho kennen. Er war mit seiner Meute aus Kiel da. Abwechselnd gingen wir zu den Wölfen um die gebratenen Ziegen zu kosten.

Bekamen wir etwas, dann wurde es redlich geteilt. Es dauerte nicht 

lange, da waren wir vollgefuttert.

Als meine Meute erscheint, kommt mir alles zu langsam vor.

Sie finden die Ziegen nicht gleich. 

Dann können einige nicht einmal ein Feuer anzünden.

Es sollen nur drei Streichhölzer gebraucht werden.

Krischan brauchte mehr als 8 Hölzer und hatte es immer noch nicht an,

als die anderen die Wurst schon gebraten hatten.

Als ich ihm sagte, er solle doch lieber neues Holz nehmen, glaubte er

es mir. Er hatte wohl noch nie vorher ein Feuer angezündet.

Er tat mir später richtig leid und ich machte mir immer wieder Vorwürfe,

daß ich dies nie vorher mit den Wölfen geübt hatte.

 

Spät am Nachmittag ist dann die Inselerforschung zu Ende.

Die Wölfe sind erschöpft aber stolz, denn einige von ihnen hatten 

einen Spielverbrecher gefangen. Es waren zu meiner Freude gerade 

die Schlafmützigsten gewesen. Endlich waren auch sie mal zum "Zug"

gekommen.

Danach werden die darstellenden Spiele zum Thema Robinson vorge-

führt. Auch hier machen wir mit. Da wir aber so wenig sind, wirkt 

unser Spiel nicht, und ich glaube einige werden es wohl kaum mit-

bekommen haben.

 

Dann gibt es wieder Abendbrot. Der Kaffee wird vom Bauern geholt 

und dann ziehen wir uns Wölflingstrachten an.

Nach dem Abendessen gehen wir dann ins Pfadfinderlager.

Als wir oben den Wiesenhang hinaufmarschieren und ich nach der Kuppe

schon wieder abwärts marschiere, sehe ich, daß unten noch immer Wölfe

aus dem Lager kommen, und hintereinander den Hang heraufsteigen.

Wie eine riesige Schlange ziehen wir den Hang hinunter während ein Schwarm 

noch den Berg hinaufzieht.

Dies machte auf mich einen großen Eindruck.

Nach einer Weile kommen wir im Pfadfinderlager an.

Hier lassen wir uns auf einen Stoß Holz nieder. Jemand gelingt es,

Stimmung in die große Runde der Pfader und Wölfe zu bringen.

Langsam ist es dunkel geworden. Der Stoß Holz wird angezündet.

Es ist ein schönes Lagerfeuer. Die Stimmung ist prima.

Dabei tragen die besten Gruppen ihre Lieder vor und Laienspiele werden

auch vorgeführt.

Oft schallt lautes Gelächter durch die Nacht. Wir alle haben unseren 

Spaß. Dann müssen auch wir noch unser Lied vortragen, das ich selbst

gedichtet hatte. Ich habe Lampenfieber, mehr als die Wölfe.

Es klappt jedoch alles prima.

Um 9:30 Abends marschieren wir müde in unser Lager zurück.

Die Wölfe jagen wir ins Bett. 

Danach gehen Loli, Krause und ich wieder zur Meutenführerrunde. 

Diesmal ist diese draußen. Tschai wurde gekocht und Kuchen wird

rumgereicht. Mir hat das sehr gefallen. 

 

Pfingstmontag,  19.Mai 1964

 

Am nächsten Morgen müssen wir wieder früh hoch.

Frühstück wird gegessen und dann werden Wolfsspiele durchgeführt.

Unsere Meute ist da nicht so erfolgreich.

Dann ist es wieder Mittagszeit.

Diesmal gibt es eine plömperige Kartoffelsuppe, die nach Erbsensuppe schmeckt.

Es ist viel fettiges Fleisch darinnen.

Ich finde, die Suppe schmeckt nicht schlecht. Ich bin ja allerhand gewöhnt.

Einigen jedoch schlägt dieses Mal auf den Magen. Sie sind kurz vor dem

Erbrechen. Anscheinend ist das fette Fleisch Schuld daran.

Ich habe den Eindruck, es sind die verwöhnten Bürschchen.

 

Danach findet der Schlußkreis statt. Die Zelte werden abgebaut.

Die gepackten Rucksäcke werden in die Fahrzeuge von Groneberg, Schneider und

Beeth geladen. Ich fahre mit Herrn Beth. Dieser fährt mit uns noch in eine

Gartenschau. Hier spendiert er uns noch ein Getränk.

Danach fahren wir nach Hause.

Ich glaube das Lager hat allen gefallen.

 

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